Die Gläserne Werft

Nach der Restaurierung und Umgestaltung ist aus dem ehemaligen Proviantlager für die Auswandererschiffe des Norddeutschen Lloyd das Tourismuszentrum „Hafeninsel“ entstanden. Die Erlebnis Bremerhaven, die Tourist-Info Hafeninsel, die HaRuFa Maritime Tourismus GmbH, Ankerherz in den Havenwelten sowie das Café & Restaurant „Lloyds“ fanden in diesem Gebäude ein neues Zuhause.
Vor allem aber hat die Traditionssegler-Vereinigung Schiffergilde Bremerhaven e. V. hier ihre Räumlichkeiten – direkt am Neuen Hafen mit der Steganlage für ihre historischen Schiffe.

Durch die Einrichtung einer Gläsernen Werft verwirklicht die Schiffergilde mit einer geräumigen Werkhalle, einem Land-Stellplatz für ihre Schiffe und einer Steganlage ihren alten Traum einer offenen Traditionswerft, die ganz bewusst dem Touristen zugewandt sein soll. Denn die kontinuierliche Hinwendung zu den Themen der maritimen Tradition Bremerhavens ist eine wichtige Zielsetzung für die Zukunft der Seestadt.

In der Werkstatt werden an mehreren Schiffen bzw. Schiffsteilen Restaurierungs- und Reparaturarbeiten gezeigt – egal, ob mit Holz-, Metall- oder Segeltuch. Dazu gehört auch das Beplanken von Rümpfen, das Hobeln von Rundhölzern wie Masten, Bäume, Gaffeln und Stengen und das Zimmern von Aufbauten. Spanten und Masten bekommen den letzten Schliff und einen schützenden Anstrich mit Farben und Ölen.

Für diese Arbeiten stehen in dem historischen Gebäude eine große Holz- und Metallwerkstatt mit Hobel, Abrichter, Drechselbank und Kreissäge sowie eine kleine Esse für das Schmieden von Schiffsbeschlägen und eine Schweißecke zum Bearbeiten von Stahlteilen zur Verfügung.

Im hinteren Bereich der Werkstatt lagert die Ausrüstung für die Schiffe, z. B. Segeltuch, Anker und Tauwerk, aber auch Schwimmwesten, Beiboote und Rettungsringe. Eben alles, was zum sicheren Betrieb eines historischen Schiffes benötigt wird.
Für Wartungsarbeiten an den Schiffen an Land stehen unweit der Werkstatt zwei Stellplätze zur Verfügung. Hier können die Vereinsmitglieder die notwendigen Arbeiten am Unterwasserbereich der Rümpfe durchführen. Interessierte Beobachter können mit gebotenem Sicherheitsabstand den Akteuren hierbei gern über die Schulter schauen.
Seit der Gründung der Schiffergilde Bremerhaven e. V. im Jahr 1978 hat der Verein kontinuierlich das Ziel verfolgt, traditionelle Segelschiffe und andere historische Wasserfahrzeuge wiederherzustellen und in Fahrt zu halten.
Mit der Installation der Gläsernen Werft ist die Schiffergilde erfolgreich dabei, das maritime Erbe Bremerhavens touristisch sicht- und erlebbar zu machen. Die Demonstration von traditionellem Schiffshandwerk und maritimer Kultur ist immer wieder ein absoluter Besuchermagnet.

Die Attraktivität für Touristen und der außerordentliche Zuspruch von Besuchern liegt nicht zuletzt auch in der Bandbreite der unterschiedlichen Arbeiten, die beim traditionellen Schiffs- und Bootsbau anfallen. Gelegentlich kann sogar zugeschaut werden, wie ein Schiffsrumpf neue Holzplanken erhält und dann kalfatet wird, wie wir Taue spleißen und die Masten auftakeln, wie ein Schiff an Land aufgepallt wird und wie Beschläge geschmiedet werden.

Links im Bild der Aufbau eines neuen Ruderhauses nach alten Plänen

Im „Gildehaven“ wird ein weiterer und wichtiger Teil der „Gläsernen Werft“ sichtbar: die kontinuierliche Arbeit zur Erhaltung und Bewahrung der historischen Schiffe. Die traditionellen Handgriffe im Rigg, das Takeln und Spleißen an Tauwerken, der Schutz der wertvollen Hölzer mit Farbanstrichen oder Ölen, die Pflege und Wartung der Sicherheitsausrüstung bis zum Anschlagen der Segel – alles Tätigkeiten, die mit dem Begriff „Traditionelle Seemannschaft“ verbunden sind und die von den Besatzungen an Bord gepflegt , bewahrt und weitergegeben werden.