„Wir, die Crew der Nordischen Jagt GRÖNLAND – unser eigenes Schiff ist derzeit in der Werft – durften vom 8. bis 15. Juni 2024 einen Segel- und Ausbildungstörn auf dem Finkenwerder Kutter HF244 ASTARTE der Schiffergilde Bremerhaven e. V. unternehmen.

Mit 13 Frauen und Männern an Bord gingen wir ab Kiel auf unsere Reise durch die südwestliche Ostsee, die wir wegen des geringen Gezeiteneinflusses und der zahlreichen Inseln, Buchten und Häfen als günstiges Segelrevier ausgewählt hatten.

Schon am Anreisetag nach Kiel, das Schiff war fertig proviantiert, Sicherheit geklärt und alles Notwendige vorbereitet, legten wir nachmittags vom Kieler Tiessenkai ab. Nur wenig nördlich des Marine-Ehrenmals Laboe setzten wir dann, den Schiffsbug kurz im Wind, erstmals die Segel: Die beiden Gaffelsegel an Groß- und Besanmast, schweres Tuch, Tauwerk und die hölzernen Stengen dazu, erforderten Teamwork, eine gemeinsame, koordinierte Kraftanstrengung, bis der Wind die Segel füllte. Wie wir dann nordwärts aus der Kieler Förde gingen, back- und steuerbord die Ufer in weitere Ferne rückten, frischte es auf, und bei kräftigen 6 Beaufort Windstärke erlebten wir einen tollen Segeltag, der ASTARTE mit bis zu sieben Knoten ausgesprochen zügig durch die See laufen ließ. Am selben Abend liefen wir mit Maasholm an der Schleimündung unseren vorerst letzten Übernachtungshafen an.

Schon am Folgetag kamen wir in dänische Gewässer, setzten die Gastlandflagge steuerbord am Großmast und ließen nach einem weiteren Segeltag auf Nordwestkurs unseren Anker in der ruhigen Bucht von Broager fallen. Zwar sind Tidenhub und gezeitenbedingte Strömungen hier in der Ostsee gering, trotzdem gingen wir in der Nacht Ankerwache, um einem unbemerkten Ausbrechen des Ankers und Vertreiben des Schiffes auf das hier nur einige hundert Meter entfernte, flache Ufer vorzubeugen.

Nach Zwischenstopps in Sonderburg und im abgeschiedenen Naturhafen von Dyvig, die wir mit Halbwindkurs nordwärts erreicht hatten, kreuzten wir nach Westen gegen den Wind in die Genner-Bucht hinein: Bei zahlreichen Wenden suchten wir dabei einesteils den Schiffsbug wieder und wieder zügig durch den Wind und alle Segel koordiniert herum zu bringen, um auf dem neuen Bug möglichst schnell wieder Fahrt aufzunehmen. Zudem galt es, ASTARTE so hoch wie möglich am Wind zu steuern, ein Balanceakt, um einerseits Segeldruck und Geschwindigkeit zu halten und andererseits Strecke auf das windwärts gelegene Ziel gut zu machen. So ging denn auch der Blick des Rudergängers auf diesem Kreuzkurs zwischen den Segeln, den Windanzeigern sowie der Umgebung beständig hin und her, bis die letzte Insel, von der wir uns freizuhalten hatten, achteraus lag und wir – das Schiff schließlich vor Anker – einen sonnigen Abend genießen konnten.

Von diesem nordwestlichsten Punkt unserer Segelreise ging es ostwärts nach Faaborg, und an der Südküste der Fünen-Insel entlang, dann über Svendborg bis Tåsinge, dem östlichsten Punkt des Törns. Zwischen den Inseln Langeland und Ærø segelten wir dann südwestwärts, schließlich zurück zu unserem Ausgangshafen Kiel, den wir acht Tage zuvor verlassen hatten.

Wie erwartet, haben sich die Gewässer der Dänischen Südsee als ideal für einen ebenso abwechslungs- wie lehrreichen Segeltörn gezeigt. Navigation und Funk, die Wartung und Bedienung des Dieselmotors, professionelle Tauwerkskunde oder das Handling des Beibootes – hier hatten wir Gelegenheit, viele in der Traditionsschifffahrt benötigte Fertigkeiten als Crew gemeinsam und praktisch zu üben.

Wir danken der Schiffergilde Bremerhaven e.V. herzlich, dass sie diesen Ausbildungstörn auf HF244 ASTARTE ermöglicht hat, und dem Förderverein Deutsches Schifffahrtsmuseum e.V. für die gewährte Unterstützung.“

 

Danke für den Text von Crewmitglied Frederic und die gesammelten Fotos der Grönland-Crew!